Presse-Echo - März 2020

Sahras Wege nach Eppe berühren

Waldeckische Landeszeitung | Lokales | 03.03.2020

Außergewöhnliche Lesung über eine Flucht in der Korbacher Stadtbücherei

VON HANS PETER OSTERHOLD

Korbach - Eine berührende Geschichte von Vertreibung und Flucht, die im Korbacher Ortsteil Eppe endet, wird in dem Stück „Sahras Wege“ erzählt, und die Erzählerin spielt ihre Rolle dabei selbst. Die Stadtbücherei Korbach und der Freundeskreis "Lesebändchen" hatten zu einer außergewöhnlichen Lesung eingeladen.

"Ich wohne jetzt in Eppe, mein Weg dorthin war sehr lang", so erzählt Sahra ihre eigene Lebensgeschichte: "Nicht wissen, was kommt, immer wieder zu Fuß, kaum Pausen, nur weiter." Sie wird dabei in Wechsellesung unterstützt vom Theaterkreis der katholischen Gemeinde.

Zusammen mit ihrer Mutter und Schwester waren sie aus den Wirren Afghanistans nach Teheran geflohen und dort bei Verwandten untergekommen. Da Sahras Vater ermordet worden war, wollte der Onkel seine Nachfolge antreten. Das ging für Sahras Mutter gar nicht, und somit machten sie sich auf den beschwerlichen Weg Richtung Europa.

1 800 000 Schritte, 5000 Kilometer, schwankende Temperaturen bis minus 10 Grad, viele Länder, wechselnde Lager. Zunächst ging es 2500 Kilometer zu Fuß bis nach Istanbul. Dort gab es viele trostlose Tage im Lager zu überstehen. Mit dem Schiff ging es weiter, niemand konnte schwimmen. Wieder Entbehrungen, handeln mit Schleusern, defektes Boot. Warten, Hunger und Durst, Hygienemängel. Endlich in Griechenland, dann über die Balkanroute nach Wien. Dann Aufnahmelager in Gießen, Kassel und schließlich die Endstation: Eppe.

Das war Ende 2016. Mittlerweile haben sie sich gut eingelebt. Sie sind liebevoll aufgenommen worden. Sahra spricht fließend deutsch. Sie geht zur Schule und hat sich im neuen Leben gut zurechtgefunden.

In Eppe bekam sie Kontakt zu Jens Lessing, der die Theatergruppe der katholischen Gemeinde leitet. Gemeinsam haben sie sich auf einer Landkarte den Fluchtweg angeschaut. Entstanden ist das Stück unter Lessings Regie innerhalb von drei Tagen während der 72-Stunden-Aktion 2019, einer deutschlandweiten Aktion des Bundes der katholischen Jugend.

Das bewegende Stück wurde bereits bei verschiedenen Veranstaltungen vorgetragen und fand stets große Beachtung. In der Korbacher Stadtbücherei diente die große Treppe in der Mitte zusätzlich als Kulisse. Die acht Kinder und Jugendlichen bewegten sich hin und her, von oben nach unten, waren konzentriert bei der Arbeit. Sie lasen nicht nur, sie trugen vor, gingen ihre Rollen innerlich mit.

Die Beschreibungen von "Sahras Wegen" wurden immer wieder mit direkten Sprechszenen angereichert und erhielten vom Publikum viel Applaus.

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